Wirbelsäule
das Achsorgan des Körpers

 

80 bis 90% aller Europäer leiden irgendwann in ihrem Leben unter Rückenschmerzen. Personen im Alter zwischen 30 und 50 sind am ehesten betroffen. Jedes Jahr verursacht die Behandlung von Patienten mit Rücken-und Nackenschmerzen Kosten von ca. 45 Milliarden €. Unter allen Behandelten bedingt die kleine Gruppe von Patienten mit chronischen Erkrankungen der Wirbelsäule (8%) über 80% aller Aufwendungen.

Die Anzahl aller Krankheitstage aufgrund von Erkrankungen der Wirbelsäule beläuft sich auf 70 Millionen pro Jahr. Erkrankungen der Wirbelsäule sind die Hauptursache für krankheitsbedingten Vorruhestand (50% Anteil).

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Häufige Krankheitsbilder
der wirbelsäule

Die Abschnitte der Wirbelsäule

Die Wirbelsäule stellt den zentralen und elementaren Abschnitt unseres Skelettsystems dar. Arme und Beine sind mit ihr über Schultergürtel und Beckengürtel verbunden. Aufgrund der zentralen Lage in unserem Körper, um die sich die anderen paarig angelegten Skelettabschnitte gruppieren wird die Wirbelsäule auch als das Achsorgan des Körpers bezeichnet.

Die Wirbelsäule unterteilt man in 5 Abschnitte (von oben nach unten): Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule, Lendenwirbelsäule, Kreuzbein und Steißbein. Jeder Abschnitt besteht wiederum aus einzelnen Wirbeln:

  • 7 Halswirbel
  • 12 Brustwirbel
  • 5 Lendenwirbel
  • 5 Kreuzbeinwirbel
  • 5 Steißbeinwirbel

Insgesamt besteht die Wirbelsäule also aus 34 Wirbeln, wobei die 5 Wirbel des Kreuzbeins und die 5 Wirbel des Steißbeins miteinander verwachsen sind. Aus diesem Grund bezeichnet man die Komponenten der Wirbelsäule auch als 24 freie Wirbel (Hals-, Brust- und Lendenwirbel), sowie Kreuzbein und Steißbein.

  • Wirbel der Halswirbelsäule (Cervicale Wirbel): C1 bis C7
  • Wirbel der Brustwirbelsäule (Thorakale Wirbel): Th 1 bis Th 12
  • Wirbel der Lendenwirbelsäule (Lumbale Wirbel): L1 bis L5
  • Dabei sind Variationen von 4 bis 6 freien Wirbelkörpern  im Lendenwirbelsäulenbereich möglich.

Von der Seite betrachtet sind die verschiedenen Formen der einzelnen Wirbelsäulenabschnitte erkennbar: Die Halswirbelsäule ist nach vorn gebogen (konkav), die Brustwirbelsäule ist nach hinten gekrümmt (konvex), die Lendenwirbelsäule wieder nach vorn, Kreuz- und Steißbein als Gesamtabschnitt wiederum nach hinten. Die Gesamtform erinnert an ein doppeltes „S” und führt dazu, dass alle natürlichen Schritt- und Laufbewegungen des Menschen auf geniale Weise gedämpft und Erschütterungen des Körpers und des empfindlichen Gehirns minimiert werden.

Von vorn/hinten betrachtet sollte eine gesunde Wirbelsäule jedoch stets eine gerade Linie bilden. Bei Abweichungen nach rechts oder links spricht man dann von einer Skoliose.

Gleichzeitig übernimmt die Wirbelsäule eine Schutzfunktion für das Nervensystem. Sie umschließt und schützt das Rückenmark und die Rückenmarksnerven im Nervenkanal (Spinalkanal), der sich vom Kopf bis zum Becken erstreckt.

Durch ihre Stützfunktion erlaubt uns die Wirbelsäule in Verbindung mit ihrem Muskelverspannungssystem einen aufrechten Gang, wobei das Prinzip der Stabilität auf einem Dreisäulenprinzip beruht. Diese drei Säulen bestehen aus den Wirbelkörpern vorne, den kleinen Wirbelgelenken in der Mitte und den Dornfortsätzen im hinteren Abschnitt.

Trotz Unterschieden in der äußeren Form sind die Wirbelknochen im Prinzip identisch aufgebaut: Ein kompakter Wirbelkörper bildet mit einem anschließenden knöchernen Wirbelbogen jeden einzelnen Wirbel. Im Zentrum des Wirbelknochens befindet sich ein Hohlraum, der mit den Hohlräumen aller anderen Wirbel den Wirbelkanal bildet, in dem sich das Rückenmark befindet. Zwischen den Wirbelbögen zweier aufeinander folgenden Wirbel ist ein Freiraum – das sogenannte Zwischenwirbelloch, durch das auf jeder Wirbelebene der Rückenmarksnerv (Spinalnerv) aus dem Wirbelkanal herausführt und z. B. in die Extremitäten verläuft.

Die knöchernen Vorsprünge seitlich rechts und links der Wirbelbögen (Querfortsätze) und rückseitig der Wirbelbögen (Dornfortsätze) bilden die Ansatzstellen für Bänder und Muskeln. Sie sind untereinander über kleine Wirbelgelenke miteinander verbunden, um einen festen Halt jedes einzelnen Wirbels mit den jeweilig angrenzenden Wirbeln zu gewährleisten. 

Durch ihren komplexen Aufbau können an der Wirbelsäule ganz unterschiedliche Strukturen einzeln oder in Kombination bei Erkrankungen betroffen sein, woraus sich natürlich eine Vielzahl an Therapiemöglichkeiten ergeben.

Wirbelsäulenerkrankungen

Wirbelsäulenerkrankungen ist ein Sammelbegriff für Krankheiten, die die Wirbelsäule betreffen. Dazu gehören Verletzungen, Entzündungen, angeborene Fehlbildungen, Abnutzungsprozesse und Haltungsschäden sowie Stoffwechselerkrankungen wie die Osteoporose.

Zu den degenerativen (verschleißbedingten) Wirbelsäulenerkrankungen gehören mehrere Krankheitsbilder, die altersabhängig isoliert oder gemeinsam auftreten können. Am häufigsten ist die Lendenwirbelsäule betroffen.

Zu den degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen zählen im Wesentlichen:

  • Spinalkanalstenose (Wirbelkanalverengung)
  • Spondylarthrose (Arthrose der kleinen Wirbelgelenke = Facettensyndrom)
  • Spondylose / Osteochondrose (Verschleiß der Bandscheiben und Wirbelkörper)
  • Degenerative Spondylolisthesis (Pseudospondylolisthesis = Wirbelkörpergleiten)

Der Verschleiß der Bandscheibe beginnt schon in den 20iger Jahren eines Menschen. Es kann zur Bandscheibenvorwölbung oder zum Bandscheibenvorfall (Nucleus pulposus prolaps, NPP) kommen. Der zunehmende Wasserverlust der Bandscheiben führt zu einer Höhenabnahme des Zwischenwirbelkörperabschnittes (Osteochondrose). Die Folgen sind eine Überlastung der kleinen Wirbelgelenke, eine Fehlfunktion der Wirbelsäulenbänder und eine sich schleichend entwickelnde Instabilität des Wirbelsäulenbewegungssegmentes.

  • Grund- und Deckplatten der Wirbelkörper werden durch die erniedrigte Bandscheibe mehr belastet. Dies führt zu einer Knochenverdichtung im Bereich dieser Strukturen (Sklerosierung).
  • Durch knöcherne Anbauten an den Wirbelkörpern (Osteophyten / Exophyten) versucht der Körper der zunehmenden Instabilität der Wirbelsäule entgegenzuwirken.
  • Bei sehr weit fortgeschrittener Instabilität, kann sich eine verschleißbedingte Verkrümmung der Wirbelsäule ausbilden. (degenerative Skoliose).
  • Bei der Wirbelgelenksarthrose (Spondylarthrose = Facettensyndrom) kommt es zur Gelenkentzündung, Kapselschwellung und –verdickung, sowie schneller noch als bei den großen Gelenken, zur Gelenkdeformität.
  • Instabilitätsbedingte Verschiebungen der Wirbelkörper (Spondylolisthesis / Pseudospondylolisthesis), Verdickungen der Wirbelgelenkstrukturen, knöcherne Wirbelkanalanbauten, Bandscheibenvorwölbungen und Verdickungen der Wirbelbänder (Ligamentum flavum) können schließlich zu einer beträchtlichen Enge des Wirbelkanals führen (Spinalkanalstenose) und das Rückenmark selbst oder die abgehenden Nervenwurzeln bedrängen.

Eine kleinere Gruppe der WS-Erkrankungen sind Erkrankungen aus dem rheumatisch-entzündlichen Formenkreis, wie Spondylarthritiden – worunter der Morbus Bechterew die bekannteste ist – sowie Skoliosen (in den meisten Fällen ist damit die Seitverbiegung der Wirbelsäule gemeint, die durch eine Asymmetrie der einzelnen Komponenten der Wirbelsäule bedingt ist) und Wachstumsstörungen (wie z.B. Morbus Scheuermann).
Auch Tumoren können sich an der Wirbelsäule manifestieren, sowohl primär (z.B. Chordome) als auch metastatisch.

Frakturen der Wirbelsäule können u.a. zur Kyphose führen. Wird dabei das Rückenmark geschädigt, führt dies zur Querschnittlähmung oder Teillähmung der Arme oder Beine je nach Ort der Schädigung.

Die häufigsten Erkrankungen sind: Degenerative Veränderungen der Funktionsgruppe aus Bandscheibe (Bandscheibenvorfall) und den beiden angrenzenden Wirbeln (Osteochondrosis intervertebralis), Instabilitäten bis zum Wirbelgleiten (Spondylolisthesis), dem rheumatischen Formenkreis zugehörige entzündliche Erkrankungen (etwa Morbus Bechterew) sowie Deformationen wie die Skoliose. Die häufigste Wachstumsstörung der Wirbelsäule ist die Scheuermann-Krankheit.

Chordome sind Geschwülste an der Wirbelsäule. Tuberkulose und andere Infektionskrankheiten können sich auch an der Wirbelsäule manifestieren sind aber eher selten. Endemische Häufungen  wie Borreliose manifestieren sich ebenfalls im Bereich der Wirbelsäule, betreffen aber eher die nervalen Strukturen und fallen in den Formenkreis der neurologischen Erkrankungen. Unter Infektionskrankheiten versteht man nicht  eitrige Entzündungen nach Injektionstherapien. Hierbei handelt es sich um eine Komplikation nach einem invasiven Eingriff.

Das Cervicobrachialsyndrom ist ein Schmerzzustand, der von der Halswirbelsäule ausgeht und in den Arm einstrahlt. Ursachen hierfür können sowohl von der Halswirbelsäule als auch vom Schultergürtel herrühren.